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Märchentraumes entstanden, hätte nicht der merkwürdige, aus Blumenduft, Ausdünstungen und Kerzenqualm zusammengemischte Geruch beständig an die Wirklichkeit des vermeintlichen Zauberbildes gemahnt.

Gießen der Wachskerzen.

Tänzer mit Dämonen-Masken.

Ähnlich wie vor Wallfahrtskirchen in europäischen Ländern, und nicht etwa nur in Kevelaar[WS 1], Kerzen und „viel wächserne Füß’ und Händ’“ zum Kauf ausgeboten werden, so war hier gleich im Tempel selbst eine primitive Kerzenfabrik eingerichtet, damit jeder beim Gießen seiner Wachslichter mittels plumper Holzformen zugegen sein und dem Wachs noch irgend welche abergläubische Zutat beimischen konnte, denn krasser Aberglauben und stete Angst vor Dämonen, Geistern und anderen „Nats“[WS 2] spielt bei allen Birmanen, besonders aber in den entlegenen Bergländern Ober-Birmas und Indo-Chinas, eine überaus einflußreiche Rolle. Aus diesem Grunde machten auch die Frosch- und Dämonenmasken, die in tollen Tänzen und Kampfspielen von jüngeren Priestern vorgeführt wurden, ganz ungeheueren Eindruck auf die von dorther erschienenen Naturkinder. Natürlich erhöhen derartige Maskentänze und Bekämpfungen der Dämonen wegen des dabei nie ausbleibenden Sieges der Priester über die Vertreter der feindlichen Geisterwelt das Ansehen und die Einnahmen der Mönche bei ihren sich über alle buddhistischen Lande erstreckenden Bittgängen ganz bedeutend. Manche dieser abergläubischen Ansichten sind überraschend naiv und bezeichnend; so bauen z. B. die Katschins den Nats zum Aufenthalt außerhalb ihrer Dörfer bequeme Gerüste, unter denen

sie ihnen Opfertiere

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Kevelaar: vergleiche Kevelaer
  2. WS: Nat: vergleiche Nat (birmanisches Geistwesen)
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.7.2018)