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ist hierbei, ob die 14 Grundwahrheiten von den Buddhisten der ganzen Welt angesichts einer Zeitrichtung anerkannt werden können, in der bereits die vornehmlichste auf wenig praktische Befolgung hoffen darf, die lautet:

Pungi mit silberner Schale zum Reissammeln.

„Man soll allen Menschen, wer sie auch seien, mit Duldung, Sanftmut und brüderlicher Liebe begegnen, ebenso soll man den Geschöpfen jeglicher Art mit Milde und Barmherzigkeit entgegenkommen.“

Junge Pungis, die mit gefüllten Reisschalen zum Kloster heimkehren.

Diesem Buddhisten-Apostel Oberst Olkott, den ich bereits früher vergeblich in seinem Wohnsitz Adija[WS 1] bei Madras aufgesucht hatte, begegnete ich nun nebst seinem prinzlichen Reisegefährten bei einer hervorragend merkwürdigen Gelegenheit. Ich war nach der einstigen Königsresidenz Ober-Birmas, nach Mandale[WS 2], gereist, um einem dort bevorstehenden ebenso seltenen wie großartigen Feste beizuwohnen, der Krönung einer ungeheueren Dagoba mit einem Thi[WS 3] oder, wie ein Linguist schreiben würde, mit einem Hti; auf keiner dem buddhistischen Kultus dienenden Baulichkeit darf ein derartiger Aufsatz aus vergoldeten Bronzereifen fehlen, dessen Gestalt einen Sonnenschirm, das asiatische Wahrzeichen der Erhabenheit, vorstellen und zugleich durch die Zahl seiner Ringe an die verschiedenen bisher erschienenen Buddhas und ihre Himmel erinnern soll. Von unten gesehen erscheint eine solche Verzierung allerdings fast winzig, wenn die Spitze, wie in diesem Falle, etwa hundert Meter über dem Erdboden endigt. In Wirklichkeit ist sie jedoch ein mehrere Meter hohes und viele Zentner wiegendes, also selbst wenn es in einzelne Ringe zerlegt wird, schwer zu bewegendes Stück. In

ganz Birma war bereits seit geraumer Zeit für diesen kostspieligen Tempelausputz

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Adija: vergleiche Adyar
  2. WS: Mandale: vergleiche Mandalay
  3. WS: Thi: vergleiche Hti
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/64&oldid=- (Version vom 1.7.2018)