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erscheinende Einzelheit der Ausführung symbolische Bedeutung. So soll ihre rundliche Glockenform die Gestalt einer Wasserblase ausdrücken, da Buddha die Nichtigkeit des Menschenlebens mit einer auf dem Wasser schwimmenden und dort spurlos zerplatzenden Luftblase zu vergleichen liebte.

Ganz ungeheuere, aus den ersten Blütezeiten des Buddhismus in Ceylon stammende, also mehr als zweitausend Jahre alte Dagobas finden sich auf den weit ausgedehntem auch für den Nicht-Archäologen durch die neuerdings eingeleiteten Ausgrabungen stetig an Interesse zunehmenden Trümmerfeldern der einst prachtstrotzenden, vorgeschichtslichen Landeshauptstadt Anuradhapura, wo besonders die auf engem Raum stehenden 1600 Steinpfeilerreste des Fundamentes eines neunstöckigen Klosters einen Begriff von der Riesenhaftigkeit damaliger Bauten dieser Art geben. Der höchste dieser Reliquienschreine muß mehr als 400 Fuß hoch gewesen sein, denn selbst jetzt in seinem zertrümmerten Zustande mißt er noch 350 Fuß.

Pungi-Mönch, der für sein Kloster Lebensmittel einsammelt.

In der Nähe des Tempels von Kandi wimmelt es von eindrucksvollen Priestererscheinungen, von denen manche wohl infolge übertrieben vegetarisch-asketischer und obendrein eheloser Lebensweise mehr lebenden Mumien als Menschen von Fleisch und Blut gleichen. Die niederen Geistlichen, die Pungis[WS 1], haben zugleich die Aufgabe, auf vormittäglichen Bittgängen für den Lebensunterhalt ihrer Amtsbrüder zu sorgen, wobei sie dem Beobachter stets ein sehr

fesselndes Schauspiel bereiten. Mit feierlicher Ruhe nähert sich dann der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Pungi: vergleiche Bhikkhu (buddistische Mönche im Allgemeinen); der stolze Titel Pungi/Phongy ist eine birmanische Anrede im Theravada-Buddhismus
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/53&oldid=- (Version vom 16.7.2018)