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ihren beiden Sprößlingen aus der Faktorei herkommende Arbeiterin, die einen Talisman als Armband um den Ellenbogen gelegt hat, zeigt, wieviel mehr Wichtigkeit diese Tamulen dem zauberkräftigen Talisman beilegen, als einer kunstvoll zusammengenähten Bekleidung, denn auch das silberne herzförmige Blättchen um die Hüften des kleinen Jungen wird mit einer Schnur festgehalten, auf der zwei silberne Amulettröhrchen aufgereiht sind, die vor Unheil schützende Zaubermittelchen umhüllen. Die zerbissenen Kaffeebohnen läßt man einen Tag lang mit Wasser zusammengerührt stehen, wodurch das Fleisch fault und flockig wird, so daß es leicht durch fließendes Wasser von den zu Boden sinkenden schweren Beeren getrennt und weggeschwemmt werden kann. Nach dem Trocknen werden dann die Beeren „geplüstert“, d. h. von den sie während des Faulungsprozesses umhüllenden Pergamenthäutchen durch rauhe, sich in schrägen Kästen drehende Walzen befreit.

Diese Wanderung mancher ceylonischen Kaffeebohnen durch die Lippen brauner Tamulinnen erscheint völlig harmlos, wenn man an den dichten Pergamentüberzieher denkt, der jede Bohne bekleidet. Andere Bohnen, und keineswegs die schlechtesten, haben jedoch zum Verdruß der Pflanzer manchmal noch einen viel seltsameren Weg zurückzulegen. Die größten, vollsten, reifsten Kaffeefrüchte reizen den Appetit von Affen, Zibetkatzen, Fledermäusen und von sonstigem Diebsgetier, das in der Nähe der Kaffeewälder haust, die Beeren nächtlicherweile wegstibitzt und sich ihr saftiges Fleisch wohlschmecken läßt. Mit

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.7.2018)