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Sinhalesen-Hochzeit; der Brautvater trägt zwei hohe, abstehende Kämme im Haar.

Zweites Kapitel.
Plantagen-Geheimnisse.

In den Plantagen gibt es mancherlei zu sehen, was nicht in Lehrbüchern steht, und von einem beinahe schnurrigen Fall dieser Art möchte ich meinen Lesern beim Besuch einer Kaffeepflanzung berichten. Dazu müssen wir aber die 132 Kilometer lange Bergbahn benutzen, die nach der 500 Meter über dem Meer liegenden einstigen Residenz Kandi hinaufführt; wir müssen sogar noch ein Stückchen höher hinausfahren, denn Kaffee gedeiht, ebenso wie Kakao, am besten in hügeligem, aber nicht allzu feuchtem oder heißem Gelände zwischen sechs- und zwölfhundert Meter Höhe.

Die Bahn trägt uns vom Meeressaum durch einen 60–70 Kilometer breiten, überaus fruchtbaren Landstrich und durch wohlbewässerte Reisfelder, dann steigt sie durch sumpfiges Buschdickicht, wo wundervoll schillernde Falter von einer farbenstrotzenden Blüte zur anderen gaukeln, zu üppigen Bergwaldungen empor, und läuft dabei – häufig in Tunnels – mit so kecken, im Verhältnis von 1:45 ansteigenden Bogen an steilen, oft bedrohlich überhängenden schwarzen Felsmassen entlang, daß die Reise für schwache Nerven geradezu aufregend wird; die zahlreichen Sprengungen im Granitgestein machen es ganz glaublich, daß die kurze Bahnlinie bis Kandi 40 Millionen Mark Baukosten verursacht hat, das heißt für jeden Kilometer 300 000 Mark!

Die geneigten Leser werden es mir gewiß gern erlassen, alle die Dutzende von lateinischen Namen der hier grünenden, bei uns gänzlich unbekannten und

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.7.2018)