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während ihr gewandter Fuß das Bäumchen gegen einen Holzschemel drückt, nachdem zuvor das grüne Oberhäutchen durch Kinderhände ganz leise von der Rinde abgeschabt worden ist. Die abgezogenen Zimtrinden werden schließlich auf Hürden in der Sonne getrocknet, dann werden aus längeren und kürzeren Stücken gleichlange Rohre zusammengeschoben, diese zu Bündeln verschnürt und so versendet. An Stelle des kostbaren echten Zimts wird jedoch in unserer praktischen Zeit sehr häufig eine andere indische Lorbeerart, die weniger edle Zimtkassie, untergeschoben, von der ebenfalls nur die dünnsten, ein- bis dreijährigen Schößlinge verwendet werden. Durch diese Verfälschung ist es möglich, daß der Preis für ein Pfund Zimt von etwa 20 Mark zur Zeit der Holländer auf kaum eine Mark heruntergegangen ist. Die Gesamtausfuhr an Zimt hatte im Jahre 1901 einen Wert von 31/4 Millionen Mark.[WS 1]

Aufschlitzen und Abschälen der Rinde des Zimtbäumchens.

Das sehr kurze weiße Jäckchen der Zimtarbeiterinnen ist nicht nur eine überaus bequeme Tracht, in der bei der Arbeit alle Muskeln vollkommen zwanglos spielen können, sondern auch ein Standesvorrecht; eine gewöhnliche Gartenarbeiterin darf es nicht tragen. Dagegen überlassen die Sinhalesinnen den Schmuck des Haares mit kostbaren Kämmen völlig den Männern und begnügen sich mit einem Halsband aus Perlen, Korallen, oder aus mehr oder weniger edlem Metall.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: entspräche 2018 ca. 21,6 Mio. €
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/38&oldid=- (Version vom 16.7.2018)