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und schließlich muß der junge Ehemann seine kleine Frau um das Feuer tragen, so oft und so lange ihm dies seine Kräfte erlauben.

Andere Provinzen und Stämme haben dagegen völlig andere Gewohnheiten. So wird im Pendschab über die niederkauernde Braut gar ein weitmaschiger Korb gestülpt, auf dem der junge Gatte Platz nimmt, wobei ihm von seinen Freunden das Gelenk der nach oben geöffneten rechten Hand mit der schon früher erwähnten Knotenschnur auf das rechte Knie gebunden wird; hierin empfängt er die Hochzeitsgeschenke, die dem jungen Paare als Gegengaben zumeist in Form von Schmucksachen dargebracht werden, und die kleine Frau beobachtet mit begreiflichem Interesse diese Vorgänge durch das Geflecht des Weidenkorbes hindurch. Der Korb wird dann in einer Hofecke aufgehängt, um später Stockschläge zu erhalten, falls kein Sohn aus der Ehe hervorgeht.

In vielen Hindufamilien Bombays sowohl wie Kalkuttas gehört es mehr und mehr zum guten Ton, europäische Geschäftsfreunde und Bekannte zu Hochzeiten einzuladen, um sich mit deren Erscheinungen im Festzuge durch die Stadt ein Ansehen zu geben; in diesem Falle bekommt die ganze Feier einen wesentlich anderen Anstrich, da für diese nichtindischen Gäste sogar besondere Mahlzeiten aus den Hotels herbeigeschafft werden und viele von den aufgeführten alten Gebräuchen weggelassen werden müssen, die für Europäer nicht nur unverständlich, sondern auch allzu ermüdend sein würden.

Wagen zum Transport von Frauen.

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/285&oldid=- (Version vom 1.7.2018)