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Denkmal des Generals Outram am Maidan in Kalkutta.[WS 1]

Fünfzehntes Kapitel.
Englands Regierungssitz in Indien.

Wer zu Schiff in die Högli genannte Mündung des bei Kalkutta vorüberströmenden und sich im Sönderbönd[WS 2] zersplitternden Ganges einfährt, wird von einem namenlos niederdrückenden Gefühl der Enttäuschung befallen, wenn er zum ersten Male an einem dunstig schwülen Tage die trostlos einförmige, flache Dschungellandschaft an den Ufern erblickt; dieses Mißbehagen legt sich erst, wenn das Schiff wohlbehalten im Dampfschiffhafen von Kalkutta anlegt. Die erfahreneren Mitreisenden unterlassen zugleich nie, den Neuling auf die tatsächlich nicht geringen Gefahren aufmerksam zu machen; die der Schiffahrt durch Sandbänke und den „Quicksand“ genannten, mit unwiderstehlicher Riesenkraft alles in sich hineinschlingenden, unberechenbar auf dem Flußboden dahinflutenden Triebsand bereitet werden; gerät ein Dampfer, wie dies trotz der ausgezeichneten Lotsen und selbst bei sorglichstem Loten wiederholt vorgekommen ist, in derartigen Quicksand, so ist das Schiff in kürzester Frist unrettbar verloren! Der bekannte fromme Wunsch, der seitens der Engländer bei den Versuchen Friedrichs des Großen, deutsche Handelsverbindungen mit Indien anzuknüpfen, ausgesprochen wurde, daß nämlich die deutschen Schiffe durch die Lotsen irregeführt oder sonstwie zum Untergang gebracht werden möchten, hatte also ziemlich viel Aussicht auf Erfolg. Verschwand doch sogar im Jahre 1877 urplötzlich der gewiß auf gut untersuchtem Grund gebaute Leuchtturm Krischna[WS 3] an der Gangesmündung.

Der riesenhafte Verkehr von weit mehr als tausend Fahrzeugen sowohl im Dampfschiff- wie im Segelschiffhafen von Kalkutta setzt den Ankommenden aber alsbald in wahres Erstaunen.

Am Segelschiffhafen fällt sofort das weithin leuchtende Marmordenkmal des Admirals Peel[WS 4] in die Augen, und mit Staunen nimmt man die Fülle

anderer prächtiger Denkmäler wahr, mit denen England die Verdienste seiner,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Outram, Maidan in Kalkutta: vergleiche James Outram (General), Maidan (Kolkata) (en)
  2. WS: Högli, Sönderbönd: vergleiche Hugli (Fluss), Sundarbans
  3. WS: Leuchtturm Krischna: Der Krishna Shoal Tower stand von 1869 bis 1877 (allerdings im Irrawaddy-Delta), bis ihn vermutlich ein Zyklon zerstörte.
  4. WS: Admiral Peel: vergleiche William Peel (Marineoffizier)
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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/248&oldid=- (Version vom 1.7.2018)