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Dschodpur in der Wüste von Marwar[WS 1] zu durchfahren, deren Holzarmut hier eine besonders starke Benutzung von an der Sonne gedörrten Kuhdüngerfladen als Brennmaterial nötig macht. Auch die veralteten Kanonen, die dem Maharadschah zum Salutschießen belassen wurden, sind zumeist mit Kamelen, zum Teil auch, mit Ochsen bespannt. Daß derartige störrische Zugtiere in einem ernsten Gefecht allerlei Verwirrungen anrichten und dadurch den ohnehin geringen Wert der alten Geschütze ganz aufheben können, liegt auf der Hand.

Straße in Dschodpur; vorn Kamelreiter, dahinter Wasserträgerinnen.

Die Straßen und Märkte von Dschodpur bieten dem Architekten mindestens ebenso fesselnde Bilder wie dem Freunde urindischen Volkstums; hat man aber wie ich das Glück, gerade während der festlichen Woche in der Stadt zu weilen, in der sämtliche für das laufende Jahr geplanten Eheschließungen vollzogen werden, dann kann man sich förmlich berauschen an diesen unsagbar malerischen, festlich geschmückten Erscheinungen, die dann auf dem Wege von und nach den Tempeln gleich lebenden Märchen vorüberziehen. Jeder Bräutigam trägt dann an diesem seinem Festtage, und ebenso jede neuvermählte junge

Frau trotz ihrer dichten Verschleierung, neben allem sonstigen Ausputz an Zieraten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Marwar: wörtlich „Wüstenregion“, vergleiche Marwar. Die Wüste ist heute als Thar bekannt, liegt aber nur zum Teil in Marwar.
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/184&oldid=- (Version vom 19.7.2018)