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aufzunehmen schienen; schelmisch lächelnd und sichtlich geschmeichelt kletterten sie von dem Karren wieder herunter, Wohl überzeugt, daß sie es mir ganz besonders angetan hätten, was für sie, da indische Tanzkünstlerinnen sich nicht durch Unzugänglichkeit auszeichnen, den Anfang eines pikanten Romanes bedeuten mochte. Sichtlich enttäuscht, daß sie nur einen Augenblick vor dem photographischen Kasten stehen und sich dann wieder heimtrollen sollten, erschwerten sie mir durch Schmollen und Kokettieren ihre Aufnahme nach Kräften; auf der Gesamtgruppe sitzt die eine dieser Grazien in der vorderen Reihe als zweite von links, die andere, eben die wuchtigste Stimmführerin, als vierte von rechts gezählt.

Junge Tänzerin.

Ich wußte nicht recht, ob ich über dieses Erlebnis lachen oder zürnen sollte, als schon ein neues Schaustück vor meinem Bungalo erschien, der prachtvoll angeschirrte Staatselefant des Fürsten; das in Silber getriebene Muster des von goldenen Tigern gestützten Sitzes, die blendende Goldstickerei seiner Purpurdecke, die funkelnden Goldketten um Hals und Fuß und die Juwelen auf den um die Stoßzähne gelegten Ringen ließen mich vor Staunen über den auf meiner Visierscheibe mir entgegenstrahlenden Glanz kaum zum ruhigen Aufnehmen des riesigen Tieres kommen. Auch ein Jagdfalkenträger des Fürsten hatte sich eingefunden, der sich wohl ebenfalls für eine ganz besondere Merkwürdigkeit hielt.

Um in die Stadt und bis an die Burg zu kommen, stand mir ein Hofwagen zur Verfügung, der mir meiner Apparate wegen sehr willkommen war. Im allgemeinen wird in diesen sandreichen Teilen der Radschputana jedoch der „Segler der Wüste“, das Kamel, sowohl als Last- wie als Reittier bevorzugt, aber auch Fuhrwerke, von der eleganten Kutsche des Fürsten bis zum einfachsten Ackerkarren, werden mit Kamelen bespannt, sobald es gilt, den fusshohen Sandstaub auf den Landstraßen der schattenlosen, baumarmen Umgebung von

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.7.2018)