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Transport auf Kamel-, Ochsen- oder Elefantenwagen zu erreichen war, löste sich das Rätsel.

Straße vor dem Rasthaus in Dschodpur; im Hintergrunde die Burg.

Es bleibt wohl keinem Weltreisenden erspart, gelegentlich irgendwo hinterrücks angeschwärzt zu werden, und so war es mir hier bei den hohen Herren des Landes ergangen, freilich nicht ganz ohne meine Schuld. In Dschodpur, wo es wegen des kaum nennenswerten Verkehrs von Europäern keine Gasthöfe gibt, war ich in dem Bungalo, dem Rasthause für reisende Europäer, eingekehrt; dies einstöckige Haus liegt etwas außerhalb der Stadt in der Nähe der Residenz des englischen Gesandten, der den Maharadschah zu „beraten“ hat und bietet eine prächtige Aussicht auf die Felsenburg Dschodpur. In einem anstoßenden Raume dieses einfachen Gebäudes hatte sich ein anderer Reisender aus Europa, der sich hinsichtlich seines engeren Vaterlandes etwas gummi-elastisch ausdrückte, niedergelassen, ein Händler mit allerlei schönen Dingen, die aber nicht völlig waschecht waren, und die einen bestechenden Eindruck auf die indischen Großen machen sollten. Dieser talentvolle Geschäftsmann hatte, bevor ich seine Spezialität erkannt hatte, gesprächsweise von mir erfahren, welche Verdrießlichkeiten mir bei meinen Reisen im Himalaja durch den mir boshafterweise aufgebürdeten Verdacht, ein russischer Spion zu sein, erwachsen waren, und in der Befürchtung, ich könnte seinen Kunden die Minderwertigkeit seiner Kostbarkeiten ausplaudern, hatte der wackere Mann auch hier diese selbe Verdächtigung in Umlauf gesetzt, um mir den Kredit zu untergraben. Ein mitreisender Engländer, der am Hofe des Maharadschah einen wichtigen Posten bekleidete, verriet mir diesen schnöden Grund der unverkennbaren Mißachtung.

Andere Abmachungen erlaubten es mir nicht, sofort umzukehren, dem Herrn des Talmis und der Similis[WS 1] meine Meinung zu sagen und mich am Hofe des Fürsten zu rehabilitieren. Mein freundlicher Reisegefährte versprach mir, nach seiner Rückkehr aus Australien, wohin er im Begriff war zu reisen, um Zuwachs für den fürstlichen Marstall einzukaufen, sich meiner anzunehmen, falls ich jemals wieder nach Indien käme und Lust verspüren sollte, das Versäumte nachzuholen.

Nach zwei Jahren kam ich wieder nach Dschodpur und merkte, daß es gar keinen höheren Genuß gibt, als ein Ziel zu erreichen, von dem man wegen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Talmis und Similis: Falschgold und Strass. Vergleiche Talmi und Similis
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/177&oldid=- (Version vom 1.7.2018)