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bauchiger Wölbung wie ein Gummiring zusammengekrümmt gelegen und nur bei jedem als Stichwort geltenden Schrei ihrem schmiegsamen Körper schnell eine andere, aber wohleinstudierte Biegung gegeben, so daß der auf den Schrei folgende Schwertstoß freien Durchgang fand. Häufig wird dieses Kunststück auch so ausgeführt, daß die Gauklerin nach jedem Schwertstich eine blutähnliche Flüssigkeit aus den Korbfugen hervorrieseln läßt.

Verschwindenlassen eines lebenden Mädchens.

Ohne scheinbares Blutvergießen darf eine echt indische Zaubervorstellung nicht schließen, und alle Gaukler, die sich Nadeln und Nägel durch kleine Löcher stoßen, die von Kindheit an in Wangen, Ohren und anderen Körperteilen offen gehalten sind, lassen auf Begehren durch neues Ritzen der vernarbten Kanäle zu allgemeinem Entsetzen Blut dabei fließen. Die Zauberkünstler besserer Art verschmähen jedoch auch in Indien derartige höchst unästhetisch wirkende Tricks; die Mehrzahl glaubt aber nicht bestehen zu können, wenn sie nicht das Publikum gehörig zum Gruseln bringt. Unter schrecklichem Würgen eine Schelle hinunterzuschlingen, die dann im Magen klingelt, sich ein Schwert durch den ganzen Körper hindurchzustoßen, den Griff abzubrechen und die Klinge am Rücken wieder herauszuziehen, eine Handvoll Nähnadeln und einen Zwirnsfaden zu verschlucken und nach einer halben Stunde die auf

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Kurt Boeck: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig 1903, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Durch_Indien_ins_verschlossene_Land_Nepal.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.7.2018)