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diese Veränderlichkeit natürlich auch von dem Schönheits-Typus der Kunst, der nur die höchste und idealste Ausprägung dieses Gattungs-Typus bedeutet. Mit andern Worten: der Praxiteles des hundertsten oder fünfhundertsten Jahrtausends nach Christus wird andere Ideale haben, als der des klassischen Alterthums, — was zu beweisen war.

„Ewige Schönheitsgesetze“ kann es schon um deßwillen nicht geben, weil die Schönheit keineswegs etwas Objektiv-Fixirbares ist, sondern lediglich eine Abstraktion, die mit der verschiedenen Struktur des percipirenden Gehirns variirt. Der Neger findet die Negerin ganz mit dem gleichen Rechte schön, wie der Weiße die Frauengestalten Raffaels; ja, wenn der Gorilla nach menschlicher Weise zu reflektiren vermöchte, so würde er eine recht typische Gorilla-Gestalt aus vollster Ueberzeugung und mit Aufbietung aller Beweismittel seiner Aesthetik als das Hoheitsvollste und Herrlichste hinstellen, was aus dem schöpferischen Schooße der Mutter Natur hervorgegangen, während die Species homo sapiens ihm als eine verzerrte Abart erscheinen müßte, bei deren Bildung die „ewigen Schönheitsgesetze“ ein wenig zu kurz gekommen.

So fände sich hier in aestheticis dieselbe Naivetät, die den Holländer veranlaßt, sein Idiom für die Sprache par excellence, das Deutsche aber für ein verderbtes Holländisch zu halten, während die umgekehrte ebenso thörichte Auffassung in Deutschland gang und gebe ist.

Als eine höchst komische Tautologie berührt sonach den betrachtenden Naturphilosophen jede treuherzig-poetische Versicherung im Stile der folgenden:

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Ernst Eckstein: Dudler und Dulder. Leipzig, 1893, Seite Seite: Dudler und Dulder 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dudler_und_Dulder_40.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)