Seite:Dudler und Dulder 05.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Endlich einmal muß es gesagt werden: denn euer Maaß ist gerüttelt voll, und alle Demut und Schweigsamkeit nimmt ein Ende, wo die Rücksichtslosigkeit von Jahr zu Jahr unverblödeter ihre Orgien feiert…

Die Musik, ihrem innersten Wesen nach eine Gnade, ein Labsal, ein welterlösendes Himmelsgeschenk – in euren Händen, tonwutkranke Dilettanten und Modenarren, ist sie zur Geißel geworden. Ihr habt die Göttin dämonisirt, und die herzliebe wonnige Aphrodite, deren Kuß den frommen Anchises und tutti quanti so selig machte, in die Teufelinne verwandelt, vor der sich Christ und Jude ganz mit der nämlichen Herzbeklemmung bekreuzigen.

Und die Teufelinne übt eine seelenmordende Tyrannei aus, eine Herrschaft, die durch Nichts zu erschüttern ist, einen Despotismus, der schon deßhalb jeden Sturm überdauert, weil eben die Mode ihn stillschweigend anerkennt. Die Herrschaft der souveränen Musik gehört zu jenen conventionellen Rücksichtslosigkeiten, an denen unser Gesellschaftsleben so reich ist; und keine andre von diesen stummen Verabredungen wider

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Eckstein: Dudler und Dulder. Leipzig, 1893, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dudler_und_Dulder_05.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)