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in diese Verhältnisse fügen könnte, ist schlecht und töricht. Mit den Verhältnissen wird aufgeräumt werden, und die Natur des Menschen wird sich ändern. Das einzige, was man von der Natur des Menschen wirklich weiss, ist, dass sie sich ändert. Veränderung ist die Eigenschaft, die wir von ihr aussagen können. Die Systeme, die fehlschlagen, sind die, die auf die Konstanz der menschlichen Natur bauen, anstatt auf ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Der Irrtum Ludwigs XIV. war, dass er glaubte, die Natur des Menschen werde immer dieselbe bleiben. Das Ergebnis seines Irrtums war die französische Revolution. Ein wundervolles Ergebnis. Alle Ergebnisse der Irrtümer der Regierungen sind ganz wundervoll.

Es ist auch zu beachten, dass, wenn der Individualismus zum Menschen kommen soll, dazu kein schwächliches Pfaffengeschwätz über die Pflicht verhilft, worunter lediglich das Tun zu verstehen ist, das andere Leute haben wollen, weil sie es haben wollen; und ebensowenig das widerliche Pfaffengeschwätz von Selbstaufopferung,

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/91&oldid=- (Version vom 31.7.2018)