Seite:Drei Essays Oscar Wilde.pdf/87

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Volk. Der Fürst kann gebildet sein. Viele Fürsten waren es. Doch der Fürst ist gefährlich. Man muss an Dante auf dem bittern Fest von Verona denken, an Tasso in der Tobsuchtszelle Ferraras. Es ist für den Künstler besser, nicht mit Fürsten zu leben. Der Papst kann gebildet sein. Viele Päpste sind es gewesen; die schlechten Päpste sind es gewesen. Die schlechten Päpste liebten die Schönheit fast so leidenschaftlich, ja sogar mit derselben Leidenschaft wie die guten Päpste das Denken hassten. Den schlechten Päpsten dankt die Menschheit vieles. Die guten Päpste haben eine furchtbare Schuld gegen die Menschheit auf dem Gewissen. Obwohl der Vatikan die Rhetorik seiner Donner behalten und die Rute seiner Blitze verloren hat, ist es doch besser für Künstler, nicht mit Päpsten zu leben. Es war ein Papst, der von Cellini zu einem Kardinalskonklave sagte, das gemeine Recht und die gemeine Autorität seien für Männer, wie er, nicht gemacht; aber es war auch ein Papst, der Cellini ins Gefängnis warf und ihn darin liess, bis sein Geist in Raserei verfiel und

Empfohlene Zitierweise:
Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)