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Persönlichkeit, die man bewirtete und beschenkte und in Frieden leben und schaffen liess. Es ist das zugunsten des Despoten zu sagen, dass er, der ein Individuum ist, Kultur haben kann, während der Pöbel, der ein Ungeheuer ist, keine hat. Wer Kaiser oder König ist, kann sich bücken, um einem Maler den Pinsel aufzuheben, aber wenn die Demokratie sich bückt, geschieht es nur, um mit Schmutz zu werfen. Und dabei braucht sich doch die Demokratie nicht so tief hinunterzubücken wie der Kaiser. Wenn sie mit Schmutz werfen wollen, brauchen sie sich sogar gar nicht zu bücken. Aber es ist nicht nötig, den Monarchen vom Pöbel zu trennen, alle autoritäre Gewalt ist gleich schlecht.

Es gibt drei Arten von Despoten. Erstens den Despoten, der die Gewalt über den Körper ausübt. Zweitens den Despoten, der die Gewalt über die Seele ausübt. Drittens den Despoten, der zugleich über Seele und Leib die Gewalt ausübt. Der erste heisst der Fürst. Der zweite heisst der Papst. Der dritte heisst das

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/86&oldid=- (Version vom 31.7.2018)