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Journalismus herrscht für immer und ewig. Zum Glück hat in Amerika der Journalismus seine Herrschaft bis zur äussersten Roheit und Brutalität getrieben. Als natürliche Folge hat er angefangen, einen Geist der Auflehnung hervorzurufen. Man lacht über ihn oder wendet sich mit Ekel ab, je nach dem Temperament. Aber er ist nicht mehr die tatsächliche Macht, die er war. Man nimmt ihn nicht ernst. Bei uns spielt der Journalismus, da er, von einigen bekannten Fällen abgesehen, nicht solche Exzesse der Gemeinheit begangen hat, noch eine grosse Rolle und ist eine tatsächlich bedeutende Macht. Die Tyrannei, die er über das Privatleben der Menschen ausüben möchte, scheint mir ganz ausserordentlich zu sein. Sie kommt daher, dass das Publikum eine unersättliche Neugier hat, alles zu wissen, es sei denn das Wissenswerte. Der Journalismus, dem diese Tatsache bekannt ist, befriedigt die Nachfrage, wie es der Kaufmann eben zu tun pflegt. In früheren Jahrhunderten nagelte das Publikum den Journalisten die Ohren an die Pumpe. Das war recht hässlich. In

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)