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und diese Diplome haben in der Tat in England die Bedeutung, die in Frankreich die formelle Aufnahme in die Akademie hat, so dass gottlob die Einführung einer solchen Institution in England ganz überflüssig ist. Natürlich ist das Publikum sehr wahllos in seiner Anwendung des Wortes. Dass sie Wordsworth einen unmoralischen Dichter nannten, war nur zu erwarten. Wordsworth war ein Dichter. Aber dass sie Charles Kingsley einen unmoralischen Romanschreiber genannt haben, ist erstaunlich. Kingsleys Prosa war nicht sonderlich gut. Nun, das Wort ist da, und sie benutzen es, so gut sie können. Ein Künstler lässt sich natürlich dadurch nicht beirren. Der wahre Künstler ist ein Mensch, der durchaus an sich glaubt, weil er durchaus er selbst ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass ein Künstler, wenn er in England ein Kunstwerk veröffentlicht hätte, das gleich bei seinem Erscheinen vom Publikum vermittelst der Presse als ganz verständliches und hochmoralisches Werk anerkannt worden wäre, anfinge sich ernsthaft zu

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Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)