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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

 24.

Auf ein Grab setzt der Kosack sich,
Finsterm Sinnen hingegeben,
Und tief seufzt er, seine Blicke
Fern hin zur Ukraine schweben.

Und kein Lüftchen weht – der Sonne
Letzte Strahlen abwärts schweifen;
Oed’ ist’s ringsum – nur die Donau
Fließt inmitten grüner Streifen.

Spricht also das Grab zum Winde:
„Ruhe Wind, nie mehr zu wehen!
Daß die Blumen nicht verwettern,
Die auf meinem Haupte stehen.“

Der Kosack: „Daß Schilf dich decke!
Mögst du fischlos seyn und trübe!
Strom, der mich zur Fremde führte,
Mich getrennt von meinem Liebe!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/82&oldid=- (Version vom 28.12.2022)