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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

Niemand von ihnen; erst jetzt, da der Stern ihres Ruhmes seinem Untergange nahe ist, hat man angefangen, sich mit Untersuchungen über ihren Ursprung u. s. w. zu beschäftigen. Der Grund, warum diese Untersuchungen bisher zu so unbefriedigenden Resultaten geführt haben, ist vorzüglich in dem Umstande zu suchen, daß man sich mehr mit der Ableitung des Namens, als mit der Sache selbst beschäftigt hat. Einige leiten das Wort Kosack oder Kasack, von den Kassogen her; Andere von Kasachia; noch andere lassen die Kosacken selbst von den Tscherkessen abstammen; und so geht’s fort in’s Unendliche, und alle haben Recht, und Keiner hat Recht.

Durch die richtigste und genaueste Ableitung der Benennung Kosacken wird wenig Licht auf die Geschichte dieses Volkes geworfen, welches nicht Einer Quelle entsprossen, sondern ein Meer ist, durch den Zusammenfluß vieler Ströme gebildet.

In den endlosen Steppen, welche sich zwischen dem untern Don und dem Dniepr ausdehnen, hatten seit den ältesten Zeiten Nomadenvölker und Räuberhorden ihre Zelte und ihre Schlupfwinkel. Die Gränzen des alten Rußlands erstrecken sich im Süden nicht weiter als bis zur Mündung der Sula (linkes Dnieprufer), und des Pruth (rechtes Dnieprufer). Von dort an begannen die Zelte der Steppenbewohner, der Chasaren, Petschenägen und Polowzen.

Seit Ruriks Zeiten bis zu Ende des zwölften Jahrhunderts waren diese Völker durch ihre Räubereien und Streifzüge furchtbar. Je nachdem sich ihnen Aussicht auf

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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/23&oldid=- (Version vom 19.12.2022)