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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

 Neunte Duma.

 Der Sturm auf dem schwarzen Meere.

Auf dem schwarzen Meere, auf weißem Stein’
Sitzt ein heller Falk, klagend und jammernd laut,
Und auf’s schwarze Meer forschenden Blickes schaut.
Er sieht wie am Himmel die Sterne verglühen,
Wie die Wolken die Hälfte des Mondlichts umziehen,
Und seltsame Ahnung sein Herz durchgraute …
Siehe, da naht es schwarz, heben die Stürme zu sausen an,
Heben die Wellen des Meeres zu rollen, zu brausen an,
Und wie die Meerkinder springen und die Windsbraut heult
Wird die Flotte der Kosacken in drei Theile getheilt.
Der eine bricht fern bei Agara[1] ans Land,
Der andere zerschellt an der Donau Strand;
Doch der dritte – was soll mit dem dritten gescheh’n?
Wird er sinken, im schwarzen Meer untergeh’n?
In dem dritten fährt Gritzko Sborowsky[2] Pan,


  1. So nennen die Kosacken die asiatische Türkei.
  2. Vielleicht ist hier der berühmte Samuel Sborowsky gemeint. Im Manuscripte dieser hübschen Duma wird er Sborowsky von Kolomya genannt, weil seine Familie aus Kolomya in Gallizien herstammt.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/139&oldid=- (Version vom 11.1.2023)