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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

 Achte Duma.

 Vom Kosacken Baida.[1]

In Berestetschek der Stadt, der berühmten Stadt,
Trinkt Baida an Meth und Branntwein sich satt;
Und nicht wenig trinkt Baida: in Einem fort
Zecht er zwei Tage, zwei Nächte dort.
Schickt der Sultan der Türken Gesandte hin,
Läßt einladen Baida, soll zu ihm zieh’n:

„Und grüß’ dich Baida, berühmter Held!
Sey mein treuer Vasall du im Frieden und Feld,
Und sollst die Prinzessin, meine Tochter frei’n,
Sollst Herr der ganzen Ukraine seyn!“

Verflucht, Sultan, ist der Glaube dein,
Und häßlich, Sultan, dein Töchterlein!
Da rief der Sultan die Haiducken zur Stell’:
„Auf! fangt diesen Baida und bringt ihn mir schnell!
Ergreift diesen Baida und bindet ihn,
Und hängt ihn bei der Seite an den Baum dort hin!“


  1. Baida ist ein in der Geschichte Kleinrußlands ganz unbekannter Name. Einige sind der Meinung, dieses Lied beziehe sich auf den polnischen Fürsten Dymitri Waszniowiecki, welcher von Stephan IX. Hospodar der Moldau, nach Konstantinopel geschickt, dort unter Soliman II. eines ähnlichen Todes starb.

    H. Maximowitsch, dessen Sammlung ich dieses Lied zu verdanken habe, ist der Meinung es beziehe sich dasselbe auf die Begebenheiten des Jahres 1674, und mit dem türkischen Sultan sey Muhamed IV. gemeint.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/136&oldid=- (Version vom 11.1.2023)