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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

 Dritte Duma.

 Der Tod Morosenko’s.[1]

O Kosack Morosenko! du Stern in der Schlacht!
Sieh ob deinem Tod die ganze Ukraine klagt.

Klagt die ganze Ukraine, die Kosacken all’,
Auf dem Markt schluchzt die Mutter ob des Sohnes Fall.

Laß, Mutter Morosenko’s, keine Thränen mehr sinken:
Komm, mit uns Kosacken Meth und Wein zu trinken!

„Wie kann ich trinken, mich freuen zu dieser Frist,
Wenn Morosenko von den Türken erschlagen ist!“

Sieh hinter’m Berg, hinter’m Berg her den Heereszug nah’n,
Sprengt auf schwarzem Streitroß Morosenko voran;

Hat bis zur flatternden Mähne den Kopf gebeugt,
Spricht: Wehe! Dort sich des Feindes Land zeigt!

Spring an, mein schwarzes Roß, über’n Strom weg, dorten
Den Feinden entgegen den Tartarenhorden!


  1. Dieser in den Volksliedern Kleinrußlands so gefeierte Kosack, ist ganz unbekannt in der Geschichte. Wie aus verschiedenen Liedern zu ersehen ist, war er Gefährte des Hetmanns Swiergowsky. Er lebte also in der letzten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/116&oldid=- (Version vom 11.1.2023)