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zu verdammen; aber muß man darum seine ganze Zeit und Sorgfalt darauf verwenden? Meine Tochter mag etwas weniger diesen sinnlichen Genüßen nachrennen, mag sich um Tugenden bewerben, damit ihres Namens einst rühmlich in der Geschichte gedacht werde.

Bella. Ew. Majestät verzeihen – es führen verschiedene Wege auf die Bahn der Ehre; aber die Befriedigung der Triebe, die die Natur in uns legte, ist eine Tugend, die uns den glorreichsten Namen erwirbt – es ist die Tugend der Götter. Ja sie kennen keine andre, es ist ihr einziges Vergnügen und soll auch das unsre seyn. Kann man uns tadeln wenn wir ihrem Beyspiel folgen? – Wie? Wir wären Frauenzimmer, hätten alles was uns dazu macht, und sollten uns deßen nicht bedienen? Legen Sie Ihre irrige Meynung ab, großer König! Die Opfer, die wir Cytheren bringen, sind unsre größten Verdienste – durch sie allein können wir in den Tempel des Nachruhms gelangen.

Cantareth. Du hast recht. – Deine Vernunftgründe sind so stark, deine Reden so eindringend,

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= Johann Gabriel Bernhard Büschel): Die neue Messaline. Trauerspiel in einem Akt. Giovanni Tassoni (= Himburg), Rom (= Berlin) 1788, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_neue_Messaline_(1788).pdf/19&oldid=- (Version vom 15.12.2022)