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ihres Gemahls zu berichtigen. – Sie ordnete nach Grundsätzen, nach überdachten Planen. Sie vergaß das Nothwendige nicht, und schnitt das Unnöthige im Aufwande weg. – Sie schränkte ein, ohne deswegen kärglich etwas davon wegzuziehen, was Stand, Rang und Herkommen forderte, oder gebot. – Ihr Haus steht jedem Freunde offen, nur nicht jenen, die glatte Zungen, gierige Hände und geräumige Magen, aber kein freundschaftliches, kein aufrichtiges Herz mitbringen. – Ihre Bedienung ist zahlreich ohne Müssiggänger, ihre Leute sind trefflich genährt und gezahlt. – Ihr Tisch ist standesmäßig, aber frugal. – Ihr Prunk ist vernünftig, mehr nach verhältnißmäßiger Notwendigkeit, als nach auffallender Mode. Der ganze Aufwand ist das, was er seyn soll, – vernünftig, zweckmäßig und passend für ihre politischen Verhältnisse. – Sie ist ächte Hausfrau, alles hängt von ihrem Befehle, von ihrer Anordnung ab; sie besucht täglich öfters die Küche und Speisekammer, sie gibt die Speisen an, schaut fleißig ihren Leuten nach. – Sie führt selbst die nöthige Rechnung; ihre Haushälterin ist nur Sachwalterin, besorgt ihre Befehle und führt nur die tägliche zu sehr ins Kleine laufende Rechnung, die aber die Gräfin alle 8 Tage selbst wieder in ihre eigenhändige Rechnung einträgt. – Ihr Haushaltungsgeschäfft ist ihr wehrter, als Gesellschaft und rauschendes Vergnügen der großen Welt.

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Anonym: Die musterhafte Dame, kein Ideal in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_musterhafte_Dame,_kein_Ideal.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)