Seite:Die musterhafte Dame, kein Ideal.pdf/4

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihrer Ältern und Anverwandten ihre Hand.

 Durch des Priesters Hand mit ihrem Gemahle auf ewig gekettet, war ihr erstes Bestreben, dessen verschiedene Launen, die er, wie alle Männer, hat, zu studiren. Sie vermag jeden seiner Winke, jeden Blick zu deuten. – Ihr Leben ist wechselweises Vergnügen; ihr Band ist mit keinen Dornen durchwebt. – So ein glückliches Bestreben verbreitet über den Ehestand Wonne und immer auflebendes Vergnügen. – Des Liebhabers heiße Flamme lodert nicht ewig in des Gatten Brust; die heftigste Liebe wandelt sich nach und nach in Freundschaft, – aber Freunde müssen sich kennen, um es auf ewig zu bleiben. – Unglück dem, der seinen Freund nicht kennt!

 Neue Verhältnisse zeugen neue Pflichten. – Gräfin von R – – – war Gattin und hatte nun die schwere Sorge für eigenes Hauswesen. Modedamen verstehen diese Last zu entfernen; sie nehmen Haushälterinnen; diese müssen alles besorgen; die gemächliche Dame nach der Welt hat keine Sorge, als wie sie ihre Toilette macht, sich kleidet, in die Gesellschaft geht und sich belustiget; unsre verehrungswürdige Gräfin nicht so; – sie kennt die Pflichten ihres Standes, sie erfüllt sie. – Ihre erste Sorge war, die etwas unordentlichen Vermögensumstände

Empfohlene Zitierweise:
Anonym: Die musterhafte Dame, kein Ideal in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_musterhafte_Dame,_kein_Ideal.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)