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manche politische Forderungen einzugestehen, und darunter auch die Privilegien für unsere Universität. Die Auflösung des Friedensgesprächs in Regensburg hatten diese Gunstbezeugung nicht verhindert; ja sollte wohl nicht geradt der Verdruß des Kaisers über Täuschung seiner Wünsche durch die Parteien ihn bestimmt haben, nun gerade um so mehr seine Verständigung mit dem Haupte des Schmalkaldischen Bundes zu Tage zu legen?

Es waren also bedeutsame Vorgänge sowohl auf dem Gebiete des Staats, wie der Kirche, aus welcher die Stellung unserer Universität durch den kaiserlichen Gnadenact erwuchs. Auf kirchlichem Gebiete liegt jenem Schritte des Kaisers gewiß eben die Idee unter, die durch das Gespräch ihrer Ausführung so nahe gebracht war Aufgehen aller Spaltungen und Parteien in Anerkennung des Christenthums als Anstalt der Versöhnung der Menschen mit Gott durch den rechtfertigenden Glauben. Auf dem Gebiete des Staats war es die Idee einer Einheit Deutschlands, und zwar nicht mehr im Sinne des Mittelalters als Gesammtmonarchie unter dem kaiserlichen Doppeladler, sondern als gegliederte Einheit, wo jeder deutsche Stamm unter seinem Fürsten und seinem Banner sich als lebendiges Glied der deutschen Gesammtheit fühlt. Seitdem sind drei Jahrhunderte im Laufe der Weltgeschichte entwichen; Vieles hat sich geändert zum Besseren oder Schlimmeren: aber irre ich nicht, so sind die beyden Puncte, die damals als wesentlich für die Sache Deutschlands den beyden Fürsten vorschwebten, auch noch jetzt die Lebensfragen unserer Zustände, und das Andenken daran zugleich die ernsteste Mahnung für die Gegenwart.

Zunächst auf dem Gebiete der Kirche liegt zwar die Frage nicht gerade in derselben Weise vor, wie einst auf dem Reichstage zu Regensburg; auf Vereinbarung der catholischen und evangelischen Kirche, worauf sich damals die theologische Arbeit richtete, scheint der nächste Beruf unserer Zeit sich nicht zu beziehen; wenigstens wäre die Aussicht für