Seite:Die kaiserlichen Privilegien der Universität Marburg - Eine academische Rede.pdf/15

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.

zum Schutze des Evangeliums, mit den Waffen in der Hand sich den Forderungen des Kaisers widersetzen dürfe! War es doch Luthern jedesmal ein Stich ins Herz, wenn er und seine Predigt als Ursache einer Rebellion gegen kaiserliche Majestät erscheinen sollte; hielt er doch jedesmal dem Churfürsten vor, seine Stellung als Reichsfürst zum Kaiser sey keine andere, als die des Bürgermeisters von Torgau, seines Unterthanen, zu ihm. Hegte man also in Wittenberg und am chursächsischen Hofe noch die alte respectvolle Ansicht vom kaiserlichen Namen, wie hätte Karl selbst darüber aufgeklärter seyn sollen?

Dagegen war es nun auch hier Landgraf Philipp, der die Lage Deutschlands mit dem gewohnten Scharfblicke durchschauete, die Veränderung als schon durchgesetzt anerkannte, und deßhalb bey aller Verehrung gegen den kaiserlichen Namen doch auch der Pflichten eingedenk war, die ihm als Reichsfürsten durch jene factische Auflösung gegen sein eigenes Land jetzt oblagen, und namentlich wo es sich um das lautere Wort Gottes handelte. Hier wo er hinter der Glorie des kaiserlichen Namens die Arglist aller Creaturen Roms diesseits und jenseits der Alpen sich verstecken sah, hielt er sich für berechtigt und verpflichtet, die junge Pflanzung des Evangeliums in seinen Landen sogar mit den Waffen auch gegen kaiserliche Autorität zu vertheidigen. Nicht er hatte das Reich aufgelöset, sondern fand es durch die Entwicklung einer Reihe von Jahrhunderten so vor, fand das deutsche Volk wieder zurückgekehrt in die vielseitige Selbstständigkeit seiner Stämme. Sollte er sich jetzt durch den Rest der Glorie kaiserlichen Namens blenden lassen, um dem Papst, der sich hinter dem kaiserlichen Mantel verbarg, das Spiel gewonnen zu geben, und ihm die Gewissen seiner Unterthanen zu überantworten? Auch er trug seine Landgrafschaft von Gottes Gnaden, und hatte darüber einem höheren Lehensherrn als dem Kaiser dereinst Rechenschaft zu geben. Wir ehren die Gewissenhaftigkeit der Wittenberger, die im festen Vertrauen, daß Gott die Sache des Evangeliums nicht sinken