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des deutschen Volks suchen, das von jeher ein individuelles Leben in seinen Stämmen als Alemannen, Franken, Sachsen, Bayern, Thüringer geführt, und deßhalb Bewahrung seiner Nationalität unter seinen Stammesfürsten durchgesetzt hatte, wobei die gewaltige Einheit der fränkischen Monarchie unter Karl dem Großen nur als Abnormität, dagegen das Wiederauftreten des Stammescharacters seit dem 3ten und 4ten Heinrich als Rückkehr zu der eigentlich deutschen Entwicklung erscheinen würde: genug so viel steht fest, daß seit dem Interregnum des 13ten Jahrhunderts die monarchische Stellung des Königs vollends erbleicht war, und die Landesfürsten stets mehr der Hoheit in ihren Territorien entgegen gingen, wenn auch der Ausdruck Landeshoheit für sie erst im westphälischen Frieden gefunden ward. An diesen Auflösungsproceß war dicht vor Karls Zeit unter Kaiser Max die letzte Hand gelegt durch die versuchte Errichtung eines Reichsregiments aus Bevollmächtigten der einzelnen Fürsten, die geradezu den König zur Stellung eines eingeschränkten Monarchen im Sinne der neuern Zeit herabzusetzen suchten. Schwerlich wird man nun aber über des Kaisers Ansicht von solchem Zustande zweifelhaft seyn können: Herstellung der königlichen Auctorität wenn auch nicht im Sinne Karls des Großen und der Ottonen, doch wenigstens im Sinne der Heinriche und Friedriche mußte er um so mehr als seine Aufgabe auch in Deutschland betrachten, da die Stellung der Krone in seinen übrigen Reichen so entschieden dazu einlud. Wie hätte aber auch der Kaiser über seine Stellung zu den Reichsfürsten anders denken mögen, war doch die Idee jener Auflösung noch bei Weitem nicht in das ganze Volk gedrungen, war doch selbst bei denen, die eine Erstarkung der Localherren mit dem größten Eifer hätten betreiben sollen, um darin Schutz gegen die etwaigen dem Evangelio feindlichen Pläne des Kaisers zu finden, war doch selbst bei dem Churfürsten von Sachsen, bei den Theologen in Wittenberg jeder Gedanke daran mit Abscheu zurückgewiesen, daß ein Reichsfürst, selbst