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von Vasallengelübde abpressen können. Besonders durch das Erstarken der französischen Krone durch Demüthigung der großen Thronvasallen in einem Maße, wie es in Deutschland nicht gelang, war dieser Traum des früheren Mittelalters längst verraucht. Am wenigsten mochte aber wohl gerade der damalige König von Frankreich Franz I. geneigt seyn, in Karl V. als deutschem Kaiser seinen Lehnsherren anzuerkennen, da er vielmehr umgekehrt in ihm als Herzog aus dem Hause Burgund einen Lehensmann der französischen Krone zu erblicken geneigt war. Wenn darum bey Karl V. doch irgend einmal dergleichen Träume von Weltherrschaft wieder aufgestiegen waren, so lag der Grund dazu höchstens in dem Besitze eines Reiches, in welchem die Sonne nicht unterging, wie er es aus Familienbesitz und Erbrecht bei einander hatte. Mochte nun auch wirklich die Erlangung der Kaiserkrone zu diesem Besitz hinzu, und zwar in sehr früher, fast noch unreifer Jugend, ihn zu manchen Entwürfen für Herstellung jener Glorie gespornt haben: gewiß war doch damals durch 21jährige Erfahrung an diesen Träumen Manches wieder abgekühlt. An Herstellung einer Weltherrschaft im Sinne Karls des Großen dachte er damals schwerlich noch.

Etwas Anderes bleibt es aber, wie er sich das Verhältniß innerhalb des deutschen Reichs, die Stellung des Königs zu den Territorialfürsten denken mochte. Auch hier hatte sich ja in kleinerem Maßstabe derselbe Entwickelungsgang wiederholt, daß die Fürsten, geistliche wie weltliche, die als Würdeträger des Reichs den Thron des Königs umstanden, zu immer größerer Selbstständigkeit gelangt waren. Mag man diesen Entwickelungsgang in Deutschland, der dem in Frankreich so völlig entgegengesetzt verlief, nun von der verderblichen Politic der Kaiser ableiten, die mit Römerzügen, mit Plänen für Gewinnung des schönen Italiens beschäftigt darüber das eigene Stammland vernachlässigten, und so die Erstarkung der Localherren herbeyführten, oder mag man den Grund dazu tiefer in der Organisirung