Seite:Die indischen Eskimos.pdf/25

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

liefen an der Wand entlang. Darüber wurden die Pelzsäcke ausgebreitet, und die gepolsterten Sitzplätze und Betten waren fertig.

Nun fehlte nur noch der Ofen und das Heizungsmaterial. Holz gab es freilich genug, aber zu einer Feuerung mit demselben wollte Richard sich nicht verstehen. Er dachte eben an alles und wollte sich in dieser Beziehung ganz nach den Eskimos richten, die, durch eine Erfahrung von vielen Jahrhunderten gewitzigt, sicherlich zur Einrichtung ihrer Wohnungen das Praktischste gewählt hatten und das Treibholz, das an ihren Küsten in Hülle und Fülle angespült wurde, auch nicht zur Feuerung benutzten, sondern nur die einfache Thranlampe.

Richard hatte schon immer aufmerksam um sich gespäht und so in der Nähe der siamesischen Ansiedlung eine Thongrube entdeckt, die infolge ihrer geschützten Lage nur wenig verschneit war. Hier wurde die erste Lampe geformt, ein einfaches, irdenes Gefäß, das man durch Brennen feuerfest machte. So lange es keine Moosflechten gab, aus denen die Eskimos Dochte fertigten, drehte man solche aus noch vorhandenen Geweben. Ein erfrorenes Wildschwein lieferte das erste Fett, und bald heizte die Lampe mit vier Dochten die Schneehütte vollständig und zugleich als Bratofen dienend.

Mochte nun draußen der Schneesturm toben, wie er wollte, hier drinnen war es ganz behaglich warm, und je mehr Schnee die Hütte zudeckte, desto wärmer wurde es, sodaß die Eingeborenen zuletzt nackt um die Ofenlampe herumsaßen.

Schmolz denn da aber nicht die ganze Hütte zusammen? Gingen denn da nicht die Schneebetten zu Wasser?

Nein, denn diese große Wärme war nur eine Täuschung, das Thermometer stieg nie über den Nullpunkt hinauf. Um dies zu erklären, dazu bedürfte es eigentlich einer langwierigen, physiologischen Erklärung. Doch wir wollen nur in der Kürze darauf hinweisen, daß, wenn man aus einer sehr großen Kälte in einen Raum tritt, dessen Temperatur noch unter dem Gefrierpunkte

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)