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Dieselbe betrug 17 Grad. Das war für ein Eismeer sehr warm! Er beobachtete nun die Temperatur und die Strömungen weiter und kam im Laufe der Zeit zu der Ueberzeugung, daß an der Küste ein warmer Strom entlang lief. Damit war die Existenz von Menschen hier gesichert, und die Wintertemperatur würde vermutlich von der des Sommers nur wenig verschieden sein. Dafür sorgte das eine gleichmäßige Wärme ausstrahlende Meer, wenn auch Eis und Schnee nie schmelzen würden. Letzteres war aber gerade gut, denn nun würde auch das gefrorene Fleisch nie auftauen und in Verwesung übergehen.

Wie sie noch so dastanden und staunten, kam plötzlich vom Horizonte eine große, graue Wolke immer schneller und schneller heraufgezogen, dann senkte sich die Wolke, stieg wieder hoch, senkte sich abermals und beschrieb endlich einen Bogen. Es rauschte, schnatterte und kreischte – und die ersten Polarvögel, Eidergänse, Eiderenten, Möwen und andere Vögel hatten sich auf der vereisten indischen Halbinsel niedergelassen. Von nun an würden sie hier nisten, brüten und dem Fischfange obliegen. Die ehemalige Polargegend war ihnen zu warm geworden, sie waren ihrem Instinkte gefolgt. Nun war es vorauszusehen, daß nach ihnen die Walfische, die Robben und die anderen Bewohner der Polarmeere kommen würden; nach diesen wieder die Eisbären, Renntiere und die Moschusochsen, wenn sie auch zu ihrer Wanderung über Land vieler Jahre bedurften. Schließlich hatten die Vögel auch schon in ihren Därmen den Samen von Polarflechten mitgebracht. Bald mußte daher unter dem Schnee isländisches Moos zu finden sein.

Absichtlich führte Richard seine Begleiter noch an demselben Tage weit ab von den menschlichen Niederlassungen, um sie, als sich die Müdigkeit einstellte, zu zwingen, in ihren Pelzsäcken auf dem Schnee zu schlafen. Er machte sie gewissermaßen mit Gewalt zu Eskimos.

Sie sollten gleich eine sehr starke Prüfung bestehen. Als

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Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)