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und so war diese Angelegenheit zu allgemeiner Zufriedenheit geregelt.

Noch vor dem Schlafengehen, denn es war ja schon spät in der Nacht, wenn auch die Sonnen noch über dem Horizonte stand, schleifte Richard einige größere Tiere in die Grotte, darunter auch einen Lippenbären; dann legten sie sich schlafen, und nach dem Erwachen wurden die ersten Arbeiten vorgenommen, die der Aufenthalt in der neuen Zone nötig machte.

Dem unterdessen aufgetauten Wilde wurde das Fell über die Ohren gezogen, und während man das Fleisch draußen gefrieren ließ, fingen die Eingeborenen an, mit dem Fette die Häute und die Eingeweide zu bereiten, welche Arbeit durch das heiße Wasser außerordentlich erleichtert wurde.

Mit solchen Beschäftigungen vergingen einige Tage; dann hatten sich die Felle in Pelzkleider, Schuhe, Kapuzen und Handschuhe verwandelt, und als Solimans Kostüm fertig war, betrat auch er an Richards Seite das Freie und spannte sich vor die erfrorenen Tiere, um sie in die Grotte hineinzuziehen. So wurden immer neue Felle gewonnen, und bald besaß jeder Eingeborener, sogar jedes Kind, solch ein warmes Kostüm. Dann erfand man Verbesserungen, und einer nach dem anderen wurde langsam daran gewöhnt, diese Kälte im Freien zu ertragen. Freilich hatte Richard oft genug ungeheuere Mühe mit den Indiern; er konnte manchmal verzweifeln; ja, es kam sogar vor, daß sich ein Malango plötzlich in den Schnee warf und nicht wieder aufstehen wollte. Da wählte Richard, als er merkte, daß alles Zureden nichts half, ein besseres Mittel, welches stets den gewünschten Erfolg hatte. Wenn ein Eingeborener nicht wieder aufstehen, sondern sterben wollte, so prügelte ihn Richard einfach mit dem Bambusstock, den er zu diesem Zwecke immer mit sich führte, windelweich. Dadurch wurde der Körper des Geschlagenen zugleich brühwarm, und mit der zurückkehrenden Lebenswärme kam dann auch der Lebensmut wieder, und der Geprügelte sprang schnell genug wieder empor.

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Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)