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Anonym: Die bunten Hefte (Bibliothek für Alle. Illustrierte Monatsbände für Jung und Alt. 4. Jahrgang, Band 13)

Die bunten Hefte.

Voller Empörung und zugleich erschüttert lesen wir oft von Verbrechen und Greueltaten, die von Jugendlichen verübt wurden. Aber achselzuckend gehen wir hinweg über den häufig in der Presse gemachten Zusatz: „Der Einfluß der Schundliteratur macht sich auch in diesem Falle wieder geltend.“ Wir können uns kaum die einschneidende Wirkung der Lektüre klar machen, weil wir als Erwachsene glücklich an dieser Klippe vorüber sind und kaum begreifen, wie überhaupt jemand an den berüchtigten bunten Heften Gefallen finden kann. Lesen wir aber die Umsatzziffern der Schundliteratur, dann kann uns doch ein Gruseln überfallen. In vielen Millionen gehen jährlich die bunten Hefte hinaus in die Welt, in die Hütte, in den Keller, in die Dachstube, in die Mägde- und Gesindestuben, kurz überall hin, wo junge Menschenkinder ihre Hand ausstrecken nach allem, was glänzt und gleißt und lockt und – gruselig ist. Millionen von jungen hungrigen Seelen nehmen gierig das Gift in sich auf, das ihnen köstliche Labe dünkt.

Die gesunde Urteilskraft wird durch solche Lektüre getrübt, der Glaube an Törichtes, Ungereimtes, Absurdes gestärkt, aller Art von Aberglauben Tür und Tor geöffnet.

Die Jugend mit ihrer lebhaften Phantasie braucht Anregung, Unterhaltung, Brennstoff für das Feuer ihrer Seele. Es ist auch nicht weiter gefährlich, wenn die Geschichten dann und wann ins Abenteuerliche und Phantastische hinüberspielen,

Empfohlene Zitierweise:
Anonym: Die bunten Hefte (Bibliothek für Alle. Illustrierte Monatsbände für Jung und Alt. 4. Jahrgang, Band 13). Verlag der Bibliothek für Alle, Dresden 1912, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_bunten_Hefte.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)