Hier stand die Sonne als feuriger Ball, dort sah man den Mond als matte Scheibe, alles genau wie von der Erde aus. Von einer Bewegung war ja nichts zu bemerken, und so wäre nur das Verschwinden der Erde interessant gewesen, wenn das nicht auch so ungemein langsam vor sich gegangen wäre.
In dem Augenblicke, als die Luftschiffer sich bewußt wurden, mit ungefähr 36000 Meter Geschwindigkeit in der Sekunde zu fliegen, waren sie an die Fenster gesprungen. Da aber doch schon eine Minute vergangen war, sahen sie bereits die Erde seitwärts unter sich als einen ungeheuren Ball schweben. Durch ein gutes Fernrohr konnte man noch Wasser von Erde unterscheiden, mehr aber auch nicht, und von nun an ging die Verkleinerung durch die Zunahme der Entfernung so langsam vor sich, daß man beim bloßen Hinsehen sie nicht mehr wahrnehmen konnte, ebensowenig wie man dem Fortrücken des kleinen Zeigers auf der Taschenuhr zu folgen vermag. Nur in längeren Pausen vermochte man die Abnahme der Erdgröße zu beurteilen.
Durch den Weltenraum schwirren, oft in endlosen Schwärmen vereint, Myriaden von Meteoren, Reste von zertrümmerten Himmelskörpern, die man dann Kometen nennt. Wie nun, wenn das Schiff mit solch einem Schwarm oder nur mit einem einzigen Meteor, vielleicht hundertmal so groß als das Schiff, zusammenstieß? Mochten die Almitplatten auch nicht zerbrechen, aber bei dem Zusammenprall, der nicht rechtzeitig abgeschwächt werden konnte, mußten die Insassen doch an den inneren Wänden zu Brei zerquetscht werden.
So dachte auch der weniger Aengstliche.
Nun, auf den Oceanen der Erde treiben auch hier und da mastenlose Wracks, die dort etwa die Rolle von Meteoren spielen, und denkt etwa ein Kapitän oder ein Passagier daran, zufällig gerade mit solch einem Wrack zusammenzustoßen? Und doch wäre dies noch kein so kolossaler Zufall, als wenn das Luftschiff einem Meteor direkt in der Flugbahn begegnet wäre. Man befand sich eben im Weltall.
Robert Kraft: Die Weltallschiffer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Weltallschiffer.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)