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die Straße und drangen in den jenseitigen Wald ein. Dieser erstreckt sich offenbar noch meilenweit nach Süden. Mir kehrten schließlich um und gelangten nun, nachdem wir mehrere Male französischen Patrouillen nur durch die Wachsamkeit unseres braven Hektor rechtzeitig ausweichen konnten, in weitem Bogen wieder in diesen Waldabschnitt diesseits des Weges, wo wir dann etwa eine Meile von unserer Höhle hier entfernt auf einer Lichtung die Wohnung eines Försters fanden, in der wir nur dessen Frau antrafen. Diese mußte uns eiligst an Eßwaren herbeibringen, was sie nur vorrätig hatte. Nachdem wir noch den drei Gockeln dort zu einem schnellen Ende verholfen hatten, schlugen wir uns nach Osten zu in die Büsche, passierten nach einer halben Stunde einen kleinen Bach und kamen so an den östlichen Rand dieses ausgedehnten Forstes. Vor uns lag ein Dorf. Und vor dem Dorfe waren die Franzmänner gerade eifrig beschäftigt, wie wir durch mein Glas feststellten, den Kamm einer langgestreckten Anhöhe mit Schützengräben zu versehen. Leider wurden wir nun aber von einer ihrer Kavalleriepatrouillen bemerkt und mußten schleunigst Fersengeld geben. Auf Umwegen fanden wir uns dann jedoch glücklich hier zu unserer Schlucht zurück. Jedenfalls ist das Resultat unseres vierstündigen Umherstreifens, abgesehen von der Ergänzung unserer Lebensmittel, für uns insofern ein wenig erfreuliches, als wir nun genau wissen, daß wir recht übel in der Patsche stecken. Von allen Seiten haben wir Feinde um uns, und mit einem Versuch zu den Unserigen durchzuschlüpfen ist es vorläufig nichts.“

Weber lobte die beiden, wie sie es auch verdient hatten, mit herzlichen Worten und schloß daran einen eingehenden Bericht über die verschiedenen Arbeiten an, die er und Trepinski inzwischen ausgeführt hatten. Nicht nur, daß sie aus Moos vier weiche Lagerstätten hergerichtet und aus Steinen einen ganz praktischen Herd gebaut hatten, nein, sie waren sogar im Walde auf Pilzsuche gewesen und auch mit einem reichen Vorrat eßbarer Arten heimgekehrt. Ferner hatten sie in dem nördlichen Teile der Schlucht eine Quelle und in einer Tannenaufforstung einen sogenannten Dohnenstrich entdeckt, d. h. einen Pfad im Gehölz, an dessen Randbäumen überall in kleinen Holzbögen Pferdehaarschlingen zum Fangen von Krammetsvögeln hingen. Gerade dieser Dohnenstrich war

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)