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sein Regimentskamerad nun aus dem Versteck hervortrat, ließ er das schußfertig erhobene Gewehr sinken.

Die beiden schüttelten sich kräftig die Hand.

„Ich suche vergeblich unsere kleine Lichtung,“ meinte der Gefreite, der auf dem Rücken einen mächtigen, in eine wollene Decke eingeschlagenen Packen trug. „Führ’ mich jedenfalls schnell zu dem Unteroffizier. Ich habe viel zu erzählen. Die Franzosen durchstöbern den Wald. Natürlich sowohl nach Versprengten wie nach der Standarte. Sie rückten in weiter Kette von Westen her vor. – Vorwärts denn; wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Während des Marsches konnte der Student sich doch nicht die Frage verkneifen, was der Gefreite denn eigentlich in der Pferdedecke mit sich herumschleppe.

„Drei französische Reitermäntel und zwei weitere Pferdedecken,“ erwiderte der von Natur nicht sehr redselige Hartock kurz. „Ich fand sie in einem zertrümmerten Bagagewagen, der dort drüben im Straßengraben liegt. – Noch einmal so frieren wie in der verflossenen Nacht will ich jedenfalls nicht!“ setzte er hinzu.

Der Einjährige-Unteroffizier war froh, als der Gefreite sich in Begleitung Makulls wieder einstellte. Das, was Hartock dann berichtete, zeigte nur zu deutlich, daß man vorläufig an ein Durchschlüpfen durch die bereits weit vorgeschobenen französischen Linien nicht denken konnte. Feindliche Kavallerie und Radfahrerkommandos waren in starken Abteilungen auf der im Süden den Wald durchschneidenden Straße vorgerückt, sicherlich zu dem Zweck, um den Resten des deutschen Regiments den Weg nach Osten zu versperren.

„Es gibt für uns nur eine Möglichkeit, der drohenden Gefangennahme zu entgehen,“ fuhr Hartock nun fort. „Auf einer Höhe mit unserer Lichtung hier habe ich im Norden eine tiefe Felsschlucht entdeckt, die dicht bewachsen ist und in der wir vielleicht ein Versteck finden. Laßt uns daher sofort aufbrechen. Wir haben kaum zehn Minuten Wegs meiner Schätzung nach vor uns. Und bis dahin können die Franzosen, die den Forst ganz planmäßig absuchen, noch nicht hier sein.“

Weber hatte an des Gefreiten Vorschlag so manches auszusetzen, fand aber auch kein besseres Mittel, um sich aus dieser üblen Lage herauszuhelfen. So wurden denn in aller

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)