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beantwortete, und hatte sich dann auch nicht mehr von der Seite des Freiwilligen fortgerührt.

Endlich, es war elf Uhr nachts, glaubte Weber zwischen sich und die Verfolger eine genügende Entfernung gelegt zu haben. Es goß noch immer in Strömen. Trotzdem beschloß man jetzt da, wo man sich gerade befand, zu lagern. Bei allen machte sich nun auch die Erschöpfung nach diesem furchtbaren, blutigen Tage in eindringlichster Weise geltend. Schnell wurde aus den drei Zeltbahnen – der Gefreite der 9. Kompagnie trug auf dem Rücken statt des Tornisters das wohlverpackte Feldtelephon – die man zur Verfügung hatte, ein Regendach hergestellt, und zwar im Schutze einer dichtbelaubten Buche. Dann deckte man sich, so gut es ging, mit den Mänteln zu, die Tornister als Kopfkissen benutzend.

Nur Makull dachte noch nicht an Schlaf. Das leise Winseln des Hundes, der sich zu seinen Füßen niedergekauert hatte, rief sein Mitleid wach. So bat er sich denn von dem Unteroffizier dessen Taschenlampe aus und verband bei deren Schein mit Hilfe seines Verbandspäckchens den Fuß des Tieres, das willig alles mit sich machen ließ.

Dann streckte auch er sich zum Schlafe hin. Hektor war dicht neben ihn gekrochen, so daß er auch noch ein Stück von dem gegen die schon recht empfindliche Nachtkälte schützenden Mantel abbekam. Jedenfalls merkte der Student bald, daß die Nähe des dankbaren Tieres, dessen langhaariges Fell durch die Eigenwärme des Körpers bald trocknete, als lebende Wärmeflasche gar nicht zu verachten war. Während seine drei Leidensgefährten in ihren nassen Kleidern vor Frost mit den Zähnen klapperten und immer wieder vor Kälte munter wurden, schlief er mehrere Stunden fest und traumlos und erwachte erst, als es bereits völlig hell war.

„Na – auch schon auf!“ begrüßte ihn Unteroffizier Weber, der eben ein großes Stück Kommißbrot zwischen die Zähne schob.

Fritz Makull sprang empor. Und gleichzeitig rappelte sich nun auch Hektor unter dem Mantel hervor und hinkte auf drei Beinen zu Trepinski hin, der neben Weber auf einer Baumwurzel Platz genommen hatte und gleichfalls sein bescheidenes Frühstück einnahm. Der Uhrmachergehilfe, nicht minder tierlieb als der Student, reichte dem Hunde denn auch verschiedene Bissen, die dieser begierig hinunterschlang.

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)