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Wie bei diesen gefährlich gewordenen Menschen, sieht man sich auch hier zum Festbinden genöthigt, um sich vor den Ausbrüchen seiner Wuth zu sichern. Kaum vermögen oft sechs Menschen, seiner Herr zu werden. Der wilde Blick, die funkelnden Augen, das sich sträubende Haar scheinen ihn sogar noch drohender und schrecklicher zu machen. Er knirrscht mit den Zähnen, speit die Anwesenden an, und was diesem Bilde den Stempel der Scheußlichkeit noch tiefer aufprägt, sind seine Versuche, die sich ihm Nähernden zu beißen, zu kratzen, selbst auf die Gefahr hin, sich selbst wehe zu thun, wobei er zugleich ein fürchterliches Geheul ausstößt, Tag und Nacht schreit, schimpft, flucht, bis endlich ein wohlthätiger Schlaf oder der Tod seinen Leiden ein Ende macht.

Oft auch geschieht es, daß die Unglücklichen in diesem Zustande sich selbst den Tod geben; zu Anfang eines solchen Anfalls suchen sie nämlich die Einsamkeit und nach Mitteln, sich das Leben zu nehmen. Anfangs traurig, voller Schwermuth, menschenscheu, in beständiger Furcht schwebend vor Allem, vor der Gerechtigkeit, den Gensd’armen, von welchen sie sich um eingebildeter Verbrechen willen verfolgt glauben, verstecken sie sich erst und endigen damit, sich zu morden. In der letzten Periode des Anfalls suchen sie sich nämlich, wenn frei, aus dem Fenster oder in Brunnen zu stürzen, und oft geben sie sich auch jetzt noch Mühe, den sie Umgebenden alles mögliche Leid zuzufügen.

Ich selbst hatte es einst lediglich der Vorsehung zu danken, daß ich nicht das Opfer eines gewissen A...., eines Hufschmiedes, wurde, welchem ich schon mehre Jahre lang ärztlichen Beistand geleistet hatte. Dieser Mensch hatte sich in einem Anfalle von Säuferwahnsinn den Händen der ihn Haltenden entrungen, und, einen Schmiedehammer ergreifend, warf er denselben nach mir mit furchtbarer Gewalt. Ich wurde jedoch vor der Gefahr geschützt durch die Vorhänge des Bettes, neben welchem ich stand, indem diese, den Hammer in sich einwickelnd, ihn endlich zu meinen Füßen

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Dr. Édouard Burdel; Übersetzer: Johann Heinrich Gauß: Die Trunksucht. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1855, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Trunksucht.pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)