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wie die andere, dadurch mit reißender Schnelle verderbt, entsittlicht, zu Grunde gerichtet werden. Was ich hier behaupte, bedarf keines Commentars; in der Zeit, worin wir leben, hat es noch nie eine sich mehr aufdrängende Wahrheit gegeben, denn sie macht sich überall sicht- und riechbar.

Arzt seit bereits eilf Jahren und als solcher in das Innere der Familien aller Stände berufen, um in den körperlichen und moralischen Leiden, welche die Menschheit heimsuchen, Linderung und Abhülfe zu gewähren, dabei auch oft genöthigt, in die tiefsten Geheimnisse ihrer Sorgen und ihres Kummers einzudringen, bin ich mehr als jeder Andere im Stande gewesen, die Lebensweise der arbeitenden Classen zu studiren, ihre guten und schlechten Eigenschaften kennen zu lernen.

An die Arbeiter wende ich mich daher jetzt vor allen Andern, sie sind es, welche ich in ihren eigenen Augen und in der allgemeinen Achtung wieder zu erheben wünsche. Für sie auch unternehme ich es hier, ein Gemälde jener so abscheuerregenden Zustände aufzustellen; ihnen zu Liebe werde ich mich bemühen, es recht klar in’s Licht zu stellen, wie wenig der mißbräuchliche Genuß alkoholischer Getränke sich mit einer dauerhaften Gesundheit und folgeweise mit dem bürgerlichen Wohlergehen verträgt; daß eine Menge der schwersten Krankheiten Tag für Tag die traurigen und grausamen Wirkungen desselben bekunden. Ich werde ihnen zeigen, in welcher schrecklichen Weise diese unselige Gewohnheit das menschliche Dasein verkürzt; daß von allen den Lastern, welche die Menschenspecies befleckt, keines schimpflicher, entwürdigender ist, daß es einer Bevölkerung die tiefste, scheußlichste Wunde zu schlagen vermag; ich werde ihnen endlich beweisen, daß dieses Laster für sich allein mehr Verheerungen anrichtet, als der unheilvollste Krieg, als die gräßlichste Epidemie.

Zur Unterstützung der behaupteten Thatsachen werde ich eine vor Kurzem im Druck erschienene Statistik hier zum Besten geben. Die folgende Uebersicht ist das Resultat

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Édouard Burdel; Übersetzer: Johann Heinrich Gauß: Die Trunksucht. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1855, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Trunksucht.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)