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eigenthümliche Zittern des Körpers, das meistens lange anhält, mindert sich bedeutend, oder verschwindet auch gänzlich. Gewöhnlich tritt nach mehrtägigem Gebrauche des Mittels eine anhaltende Stuhlverstopfung ein, welche durch ein Abführunqsmittel beseitigt werden muß. (Aus der „Medicin. Zeitung Rußlands“ Nr. 18. Mai 1850.)

In der neuesten Zeit ist auch mit dem innerlichen Gebrauche starker Gaben Chloroforms, zuerst in America[1], später in England gegen die fragliche Krankheit erfolgreich zu Felde gezogen worden, und zwar in Fällen, welche allen andern dagegen angewendeten Mitteln, wie Calomel, Opium, Morphin, Creosot und Kampher, bereits Trotz geboten hatten. So berichtet der englische Arzt, Richard G. H. Butcher über den Fall eines seiner Hospitalkranken, eines jüngern, kräftigen Weinküfers, dessen Magen in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke so reizbar geworden war, daß alle und jede Nahrung wieder ausgebrochen wurde. Sein Gesicht hatte einen wilden, ängstlichen Ausdruck; das Zittern der Hände und Zunge fand im höchsten Grade Statt; die Sprache war übereilt und stotternd; er war völlig wahnsinnig und blickte beständig wild umher, als ob er sich von großer Gefahr bedroht glaube. Puls 120, Körperoberfläche brennend heiß; Gesicht von Schweiß triefend und Haare völlig naß davon. Man brachte ihn zu Bett; allein er wollte nicht darin bleiben, sondern sprang heraus und ging fortwährend umher.

Es wurden dem Kranken zu dreien Malen Pillen von Calomel und Opium gereicht, welche jedoch stets wieder ausgebrochen wurden. Einem Trank aus 1 Gran Morphin, 2 Tropfen Creosot und 1 Unze Kamphermixtur ging es nicht besser. Selbst den Schluck Wasser,

  1. Siehe American Journal of the Med. Sciences, January 1852.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Édouard Burdel; Übersetzer: Johann Heinrich Gauß: Die Trunksucht. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1855, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Trunksucht.pdf/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)