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ihre furchtbare Gefährlichkeit spukte mehr in den Köpfen ängstlicher Menschen, als sie in Wirklichkeit vorhanden war. Ebenso wenig gab es Raubtiere.

Den bunten Charakter einer tropischen Region würde die Landschaft allerdings nicht annehmen. Sie blieb auch unter der Aequatorsonne die deutsche voller Eichen und Buchen, die sich allerdings zu Urwäldern vermehren würden, auch aus den Raupen in den Puppen, wenn diese nicht getötet wurden, konnten sich nur die bekannten deutschen Schmetterlinge entwickeln – kurz, es blieb alles beim alten, die neue Lage auf dem Aequator änderte daran nichts. Nie würde ein Tiger den Wald, eine riesige Giftschlange das Feld, ein Krokodil das Wasser unsicher machen.

Alles das, was der Mensch zu seiner Bequemlichkeit bedarf, war noch für viele Jahre aufgespeichert, und ehe alles vom Witterungseinfluß zerstört worden war, hatte man sicher gelernt, sich zu behelfen. Mußte man sich dann zum Beispiel mit einem aus Pflanzenfasern selbstgewebtem Hemd begnügen, das Feuer mit dem Zündstahl anschlagen, die Tauben mit Pfeil und Bogen erlegen, so schadete dies alles nichts, schließlich würde man auch das wieder erfinden, was man verlernte.

Selbst der Schuster und seine Frau würden sich schon in ihre Lage besser schicken, wenn ihr Rausch erst verraucht war. – –

Das heißt, so dachte Richard. Wir werden bald sehen, daß er sich in allem vollkommen geirrt hatte.




Eingeregnet.

Das Erwägen der Lebensmittelfrage hatte ihm Appetit gemacht. Außerdem brannte jetzt die Sonne mit einer fürchterlichen Glut herab, und die im Winter erkaltete Erde sog ihre Strahlen nicht mehr auf.

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Robert Kraft: Die Totenstadt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Totenstadt.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)