„Ich schätze, daß etwa dreißig Augenpaare auf meiner gefüllten Seidenblase geruht haben, nicht wahr?“ sagte Knirps in der Kabine und warf die Hülle auf den blaugrünen Teppich. „Also dreißig Augen – und doch alle blind! Auch Ihr beide, die Ihr sonst so schlau und weitsichtig sein wollt …! – – He – nun reißt Ihr die Lider auf! – Wetten, daß mein Ballon … „es in sich hat“, – nein, „auf sich hat“ …?! Wer wettet …? – – Feiglinge seid Ihr! - Na – auch gut! – Also, verehrte Landsleute von so erhebender Kurzsichtigkeit – bei Dir kein Wunder, lieber Kurz! – wenn Ihr mir mal helfen wollt die Hülle etwas auszubreiten … So, danke! Nun beugt Eure geistreichen Köpfe ein wenig tiefer … Na – was ist das hier – und dies, und dies …? – – Aha – Buchstaben, deutsche fingerlange Buchstaben, offenbar mit einem Faserpinsel gemalt, wobei flüssiges Harz als Farbe benutzt wurde, – eine Farbe, die sich allerdings nur wenig von dem Stoff abzeichnet. – – Jetzt staunt Ihr! Unter meinem roten Haarwuchs sitzt also doch mehr Grips als unter Ihrer kahlen Schädeldecke, lieber Tümmler, und unter Deinem pomadisierten, dunkelblonden Scheitel, verehrter „Kürze-Würze“!“
Dann mußte Kurz Bleistift und Papier zur Hand nehmen, um das niederzuschreiben, was die beiden anderen
W. Belka: Die Schlucht in der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Schlucht_in_der_W%C3%BCste.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)