nach einer Weile. „Aber offenbar keine Beduinen. Ich halte die Leute für Europäer ihrer Kleidung nach.“
„Noch schlechter das“, sagte Ali Mompo ernst. „Was hier weiße Herren machen, so tief in Wüste …?!“
Der Hüne Kurz entsicherte seinen Karabiner und brummte: „Wozu gleich den Teufel an die Wand malen …?! Es können auch ganz harmlose Sterbliche sein!“
Zehn Minuten später war die Frage gelöst, mit wem man es zu tun hatte. Es waren Händler, die einen Beduinenstamm besucht hatten und nun mit vier schwer beladenen Packpferden auf dem Rückwege nach Mirbat sich befanden. (Mirbat ist ein Küstenplatz an der Ostküste Arabiens).
Die Leute machten einen ganz vertrauenerweckenden Eindruck, waren sehr höflich und freuten sich offenbar, in dieser gottverlassenen Einöde Europäern zu begegnen. Drei von ihnen waren Engländer, zwei aber angeblich Italiener. Etwas auffallend war nur, daß sie sich bereit erklärten, bis zu der von Ali Mompo angekündigten Schlucht mit zurückzureiten, um die heiße Tageszeit in Gesellschaft der drei Deutschen verbringen zu können, die sich ebenfalls als Kaufleute ausgegeben hatten und zwar als Aufkäufer von Schaffellen.
Ali Mompo hielt sich von den Fremden geflissentlich fern und hatte sein Gesichtstuch jetzt so hoch geschlungen, daß von seinen braunen, edelgeschnittenen Zügen (die Somali sind ja dafür bekannt!) nicht viel zu sehen war. Er ritt dann ein Stück voraus, angeblich zu dem Zweck, um vorher einen Lagerplatz auszusuchen.
Nachher, als die beiden jetzt vereinten Karawanen die felsige Bodensenkung erreicht hatten, die sich wie eine tiefe, gut eine viertel Meile lange Falte von Nord nach Süd hinzog, nahm er jedoch den Ingenieur beiseite und flüsterte ihm zu:
„Sehr vorsichtig sein müssen, gnädiger Herr Tümmler, – sehr viel vorsichtig. Fremde auf Zungen Lügen haben. Keine Kaufleute sein. Packpferde ganz leichte Lasten. Laufen viel zu gut.“
Er hatte den Platz für das Lager im übrigen sehr günstig gewählt, und zwar zwischen hohen Felsblöcken,
W. Belka: Die Schlucht in der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Schlucht_in_der_W%C3%BCste.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)