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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

Weil der Regen und der Schnee ihn bis auf die Knochen durchnässet hatten, so trat er zu dem Feuer, damit er sich trocknete, und sagete bey sich selbst, der Herr des Hauses oder seine Bedienten werden mir die Freyheit verzeihen, die ich mir nehme, und ohne Zweifel werden sie bald kommen. Er wartete eine ziemliche Zeitlang. Nachdem es aber eilfe geschlagen hatte, ohne daß er jemand sah, so konnte er dem Hunger nicht widerstehen, und nahm ein junges Huhn, welches er auf zween Bissen und mit Zittern verzehrete. Er trank auch einige Gläser Wein; und da er dadurch kühner geworden war, so gieng er aus dem Saale und durch viele große ausmeublirte Gemächer. Endlich fand er ein Zimmer, worinnen ein gutes Bette stund; und weil Mitternacht schon vorbey und er müde war, so hielt er es für das Beste, daß er die Thüre zuschloß und sich nieder legete.

Es war des Morgens um zehn Uhr, als er den andern Tag aufstund; und er wunderte sich sehr, daß er ein sehr sauberes Kleid anstatt des Seinigen antraf, welches ganz verderbt war. „Ganz gewiß gehöret dieser Pallast, sagete er bey sich selbst, einer guten Feye zu, welche mit meinem Zustande Erbarmen hat.“ Er sah aus dem Fenster und sah keinen Schnee mehr, sondern Lauben von Bluhmen, die das Gesicht bezauberten.

Er trat in den großen Saal, wo er den Abend gegessen hatte, und sah einen kleinen Tisch, worauf Chocolade stund. „Ich danke Ihnen, gnädige Frau Feye, sagete er ganz laut, daß Sie die Gütigkeit gehabt, und an mein Frühstück gedacht haben.“

Nachdem der wackere Mann seine Chocolade zu sich genommen, so gieng er hinaus, und wollte sein Pferd

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/7&oldid=- (Version vom 2.4.2020)