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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

Der wackere Mann reisete ab. Als er aber angekommen war, so fieng man mit ihm einen Proceß wegen seiner Waaren an; und nachdem er viele Mühe gehabt hatte, so reisete er eben so arm wieder zurück, als er vorher war. Er hatte nicht über dreyßig Meilen nach Hause; und er freuete sich schon über das Vergnügen, seine Kinder wieder zu sehen. Weil er aber durch ein großes Holz mußte, ehe er nach Hause kommen konnte, so verirrete er sich darinnen. Es schneyete entsetzlich. Der Wind war so stark, daß er ihn zweymal vom Pferde warf: und da ihn die Nacht überfallen hatte, so dachte er, er würde vor Hunger oder Kälte sterben, oder von den Wölfen gefressen werden, die er rund um sich herum heulen hörete.

Auf einmal erblickete er, da er umher sah, an dem Ende einer großen Allee von Bäumen ein starkes Licht, welches sehr weit entfernet zu seyn schien. Er ritt nach der Seite zu, und sah, daß dieses Licht aus einem großen Pallaste kam, welcher ganz erleuchtet war. Der Kaufmann dankete Gott für den Beystand, den er ihm schickete, und eilete, daß er nach diesem Schlosse käme. Es nahm ihn aber sehr Wunder, daß er keinen Menschen in den Höfen desselben fand. Sein Pferd, welches ihm folgete, sah einen großen Stall offen, und gieng hinein. Weil es daselbst Haber und Heu fand, so fiel das arme Thier, welches vor Hunger fast gestorben war, mit vieler Gierigkeit darüber her. Der Kaufmann band es in dem Stalle an, und gieng in das Haus, wo er keinen Menschen sah. Als er aber in einen großen Saal kam, so traf er daselbst ein gutes Feuer und eine mit Speisen besetzete Tafel an, die nur für eine Person gedecket war.

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/6&oldid=- (Version vom 2.4.2020)