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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

Komödie, in die Gärten spatzieren, und hielten sich über ihre jüngste Schwester auf, welche den größten Theil ihrer Zeit auf das Lesen guter Bücher wandte. Weil man wußte, daß diese Mägdchen sehr reich waren, so hielten viele große Kaufleute um sie zur Ehe an. Die beyden ältesten aber antworteten, sie wollten sich nicht verheurathen, wofern sie nicht einen Grafen, oder wenigstens einen Baron, fänden. Die Schöne, (denn ich habe Ihnen schon gesaget, daß die jüngste diesen Namen führete,) die Schöne, sage ich, dankete denjenigen sehr höflich, die sie heurathen wollten: sie sagete aber zu ihnen, sie wäre noch gar zu jung, und wünschete, ihrem Vater noch einige Jahre Gesellschaft zu leisten.

Auf einmal kam der Kaufmann um sein Vermögen; und er behielt nichts übrig, als ein kleines Landgut, sehr weit von der Stadt. Er sagete mit Weinen zu seinen Kindern, sie müßten auf dieses Gut ziehen, und sie könnten daselbst leben, wenn sie wie die Bauren arbeiteten. Seine beyden ältesten Töchter antworteten: sie wollten die Stadt nicht verlassen; sie hätten viele Liebhaber, die noch gar zu glücklich seyn würden, wenn sie sie heuratheten, ob sie gleich kein Vermögen mehr hätten. Die guten Jungfern betrogen sich. Ihre Liebhaber wollten sie nicht mehr ansehen, da sie arm waren.

Weil Ihnen niemand, wegen ihres Stolzes, gut war, so sagete man: „Sie verdienen nicht, daß man sie beklaget; es ist uns sehr lieb, daß man ihren Hochmuth gedemüthiget sieht; sie mögen nun hingehen, und die vornehme Frau spielen, wenn sie die Schafe hüten.“ Zu gleicher Zeit aber sagete jedermann: „Was die Schöne betrifft, so geht uns ihr

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/3&oldid=- (Version vom 2.4.2020)