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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

aufzuheben. Sie giengen zusammen auf das Schloß, und die Schöne wäre vor Freuden fast gestorben, als sie in dem großen Saale ihren Vater und ihre ganze Familie fand, welche die schöne Dame, die ihr im Traume erschienen war, in das Schloß gebracht hatte.

Schöne, sagete diese Dame zu ihr, welche eine große Feye war, empfangen Sie die Belohnung Ihrer guten Wahl. Sie haben der Schönheit und dem Witze die Tugend vorgezogen; Sie verdienen, alle diese Eigenschaften in einer und eben derselben Person vereiniget zu finden. Sie werden eine große Königinn werden; ich hoffe, der Thron werde Ihre Tugenden nicht zernichten. – Was euch aber anbetrifft, ihr beyden Weiber, sagete die Feye zu den beyden Schwestern der Schönen, so kenne ich euer Herz und alle Bosheit, die es in sich schließt. Werdet zwo Bildsäulen, behaltet aber alle eure Vernunft unter dem Steine, der euch umhüllen wird. Ihr sollet an der Thüre des Pallastes eurer Schwester stehen bleiben; und ich lege euch keine andere Strafe auf, als daß ihr Zeuginnen ihrer Glückseligkeit seyn sollet. Ihr werdet nicht eher wieder zu eurem vorigen Stande kommen können, als in dem Augenblicke, da ihr eure Fehler erkennen werdet. Ich stehe aber in großer Furcht, ihr möchtet wohl immer Bildsäulen bleiben. Man bessert sich von dem Hochmuthe, dem Zorne, der Gefräßigkeit und der Trägheit: die Bekehrung eines boshaften und neidischen Herzens aber ist eine Art von Wunderwerken.“

In dem Augenblicke that die Feye einen Schlag mit ihrer Ruthe, und alle diejenigen, die in dem Saale waren, wurden in das Königreich des Prinzen versetzet. Seine Unterthanen sahen ihn mit Freuden; und

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/23&oldid=- (Version vom 4.8.2020)