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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

will Sie zu Ihrem Vater schicken; Sie werden daselbst bleiben, und Ihr armes Thier wird vor Schmerzen darüber sterben.“

„Nein, sagete die Schöne mit Weinen zu ihm; ich habe Sie viel zu lieb, als daß ich Ihren Tod verursachen wollte. Ich verspreche es Ihnen, ich will in acht Tagen wieder kommen. Sie haben mir gezeiget, daß meine Schwestern verheurathet sind, und daß meine Brüder zu dem Heere gegangen. Mein Vater ist ganz allein; erlauben Sie, daß ich eine Woche bey ihm bleibe.“

„Sie sollen Morgen früh da seyn, sagete das Thier. Erinnern Sie sich aber Ihres Versprechens. Sie dürfen nur, ehe Sie zu Bette gehen, Ihren Ring auf einen Tisch legen, wenn Sie wieder zurück kommen wollen. Leben Sie wohl, Schöne.

Das Ungeheuer seufzete nach seiner Gewohnheit, als es diese Worte sagete; und die Schöne legete sich ganz traurig darüber nieder, daß sie dasselbe betrübt sah. Als sie den Morgen aufwachete, so befand sie sich in ihres Vaters Hause; und nachdem sie eine Klingel gezogen, die an der Seite ihres Bettes war, so sah sie die Magd kommen, welche einen großen Schrey that, als sie die Schöne erblickete. Der gute ehrliche Mann kam auf dieses Geschrey herzu gelaufen und wäre vor Freuden fast gestorben, da er seine liebe Tochter wieder sah. Sie hielten sich über eine Vierthelstunde lang umarmet.

Die Schöne dachte, nach den ersten Entzückungen, sie hätte keine Kleider anzuziehen, daß sie aufstehen könnte: die Magd aber sagete zu ihr, sie hätte in der benachbarten Kammer einen großen Kuffer voller goldenen mit Diamanten besetzeten Röcke gefunden. Die

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/18&oldid=- (Version vom 4.8.2020)